Sagenhaft, so soll die Olive in die Welt gekommen sein

Sagenhaft, so soll die Olive in die Welt gekommen sein

Wenn sich zwei Götter streiten, wachsen Oliven

Ein Wettkampf bringt die Olive in die Welt

Selbst wenn es heute nur noch allgemein bekannt ist, steht unser europäisches Welt- und Geschichtsbild zu einem großen Teil auf griechischen Füßen. In den Bildungseinrichtungen des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts wurde das noch entsprechend ausführlich vermittelt, und so konnten die damaligen Schülerinnen und Schüler noch einiges aus der griechischen Götterfamilie erzählen. Sie hätten ganz bestimmt sofort gewusst, wie die Olive ins Leben der Menschen kam. Denn auch sie hat einen festen Platz in der Familiensaga der hellenistischen Götterwelt.

Der Streit über Attika

Es war ja bei Griechenlands Himmelsherrschern genauso wie in der richtigen Familie, und gerade das macht sie ja sympathisch und lebensnah. Poseidon beherrschte die Meere und Athene, die mit der Eule Dargestellte, agierte als Göttin der Weisheit. Poseidon und Athene führten nun einen heftigen Streit darüber, wer der Herrscher über die Landschaft Attika werden sollte. In dieser liegt heute Griechenlands Hauptstadt Athen. Und schon zu Götterzeiten war die Region bedeutend.

Über allen stand der Göttervater Zeus, den heutigen nicht so griechisch-mythologisch Bewanderten auf alle Fälle noch ein Begriff. Der Familienvater, der es faustdick hinter den Ohren hatte, wusste schließlich einen Rat. Wie man es vom Familienoberhaupt erwartete. Er schlug einen Wettbewerb vor. „Bereitet den Bürgern Attikas ein Geschenk, welches einen unvergänglichen Wert besitzt!“ Wetteifern war schon immer ein besonderes Steckenpferd der Götter und spornte ihren Geist und die Schaffenskraft an. So etwas kennen wir modernen Menschen wohl ganz genau aus dem eigenen Alltag. Denn Götter sind schließlich auch nur Menschen, oder?

Eine Quelle, ein Pferd und ein Olivenbaum

Austragungsort des Wettbewerbs wurde der Felsen, auf dem heute die weltbekannte Athener Akropolis steht. Der mächtige Meeresgott Poseidon stieß mit seinem Dreizack in den Felsen. Sogleich tat sich eine Quelle mit frischem Wasser auf. Poseidon dachte, hiermit hätte er, wie man so schön sagt, den Vogel abgeschossen. Jedoch hatte er in seiner Eigenschaft als Herrscher des Meeres natürlich Salzwasser sprudeln lassen. Damit waren die Menschen nicht besonders glücklich, Süßwasser hätte ihnen mehr Lebensqualität gegeben.

Doch Athene war nicht umsonst die Göttin der Weisheit. So hatte sie ein noch besseres Geschenk parat. Sie pflanzte dem Volke der Landschaft Attika einen Olivenbaum. Leider ist die Sorte nicht überliefert, was bis heute unter einheimischen Olivenbauern immer wieder Grund zu Diskussionen gibt. Da setzte Poseidon jedoch noch etwas obendrauf: Er ließ ein Pferd den Fluten entsteigen. Wie würden sich nun die Bewohner Attikas entscheiden? Bei so einer Zugabe! Sie dachten praktisch: Der Olivenbaum wurde das bessere Geschenk für sie. Eine bessere Entscheidung hätten sie nicht treffen können.

Oliven ernähren bis heute und in Zukunft

Die Olive ist bis heute vielseitig nutzbar, sie konnte die Bewohner Attikas ernähren. Und so haben also auch die Waren bei Oligri einen mythisch-göttlichen Ursprung. Wer hätte das gedacht. Schon damals wussten die Bewohner Attikas das Geschenk der Olive zu schätzten und Athene wurde deshalb Herrscherin der Region.

Mit der Zeit breitete sich die Olive als Kulturfrucht in ganz Griechenland aus. Die Griechen wussten das Göttergeschenk generell zu schätzen, züchteten neue Sorten und veredelten die Früchte zu unzähligen Produkten. Im schönsten Tempel auf der Athener Akropolis wurde Athene später verehrt. Den Wettkampf mit dem Olivenbaum zeigten die Figuren des Westgiebels am Parthenontempel, deren Rekonstruktionen im Athener Akropolis-Museum stehen.

Ein Beitrag von: Dirk Koch – Schriftsteller aus Ingersleben

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