Sagenhaft, Olivenzweige in Olympia, Sellerie in Nemea
Olivenzweige in Olympia, Sellerie in Nemea
Olympia ist bis heute, oder besser gesagt, heute wieder, der absolute Maßstab für den sportlichen Höhepunkt in der Welt. Jeder Sportler schätzt einen olympischen Sieg sicher weit mehr als einen Weltmeistertitel. Früher, bei den alten Griechen, da gab es hier nur einen Kranz aus Olivenzweigen zu erringen.
Der Reigen Panhellenischer Spiele
Dabei handelt es sich bei den olympischen Spielen bei weitem nicht um die einzigen sportlichen Feste, die dereinst in Griechenlands antiker Zeit ausgetragen wurden. Das ist den wenigsten Menschen der Gegenwart bekannt. Vier von den ursprünglich rund 300 Sportfesten, die im antiken Griechenland stattfanden, galten als besonders bedeutend: die in Delphi, Nemea, Isthmia und die in Olympia. Zu Beginn gab es bei den Delphischen Spielen, meist als Pythische Spiele bekannt, hauptsächlich musische Wettkämpfe. Flötenspiele und Gesang wurden erst später durch Wagen und Reiterrennen ergänzt, behielten jedoch große Bedeutung. Übrigens kamen musische Wettbewerbe bei allen anderen Spielen vor! Auch in Olympia.
Kranzspiele: Die Ehre zählte
Bei den alten Griechen galten alle diese Spiele als „Kranzspiele“. Für den Sieger waren nicht Geldpreise vorgesehen, die es anderswo durchaus gab, sondern eben nur ein Kranz. Die Ehre zählte, und der Ruhm über Generationen. Er blieb, war man einmal Sieger in Olympia oder anderswo. Der Kranz in Delphi bestand aus Lorbeer, der in Isthmia aus Fichte, der in Nemea, man höre und staune – aus Sellerie! Der olympische Kranz war aus Olivenzweigen geflochten. Sportler, oder besser gesagt, Wettkämpfer, die alle vier dieser bedeutenden Spiele gewonnen hatten, durften sich als „Periodnike“ bezeichnen.
Der Kotinos auf dem Siegerkopf
Warum gerade Olympia mit der Zeit der wichtigste Sportwettkampf wurde, kann nicht genau erklärt werden. Vielleicht lag es ja daran, dass mit ihnen Zeus, der griechische Göttervater geehrt wurde. Na, auf jeden Fall mit Olivenzweigen! Diese Olivenzweige für den Sieger kamen nicht von irgendeinem Olivenbaum, sondern genau von dem, der neben der Zeusstatue wuchs. Er wurde „Kotinos“ genannt. Bei den allerersten olympischen Spielen gab es keinen Kranz für den Sieger. Nachdem das fünf Mal so absolviert worden war, befragte man das Orakel von Delphi und nahm auf dessen Rat hin wilde Olivenzweige zum Siegerkranz. Eine andere Sage führt den Olivenkranz auf Herakles zurück. Dieser gründete die Spiele von Olympia und hatte wohl auch den Olivenbaum nach Griechenland gebracht. Nach dem Wettrennen gegen seine Brüder ehrte er den Sieger mit dem Kotinos und das wurde zur Tradition.
Gastbeitrag von Dirk Koch, Schriftsteller, Ingersleben im Dezember 2021