Sagenhaft, Olympia nur wegen den Oliven?
Olympia nur wegen den Oliven?
Der Olympiaforscher Heinz Schöbel lieferte dazu eine interessante These
Im Vorfeld der Olympischen Spiele in Moskau 1980 gab es auch in der DDR vielfältige Veröffentlichungen in Bezug auf Olympia. Eine der umfangreichsten ist das Werk „Olympia und seine Spiele“, das Dr. Heinz Schöbel (1913-1980) verfasst hat. Er belegt mehrere Arten, wie die olympischen Spiele entstanden sein könnten. Eine davon hängt direkt mit der Olive zusammen.
Der englische Althistoriker Thomson ging davon aus, dass die Olympischen Spiele abwechselnd in Zwischenräumen von 49 oder 50 Monaten stattfanden. Grundlage bildete der altgriechische Kalender. Deshalb fanden sie nicht immer im selben Monat statt, manchmal im August, manchmal im September. „Apollonios“ war der achte Monat nach der Wintersonnenwende, ihm folgende der „Parthenios“. Beide Monate waren und sind in Olympia sehr heiß.
Der einzige Siegespreis in Olympia war lange Zeit der Kranz aus den in den Einhegungen wachsenden heiligen Ölbäumen, also der Olivenbäume. Deshalb könnte es sein, dass die Olympischen Spiele ursprünglich eine Einweihungszeremonie waren, die mit der Obsternte verbunden war. Erntefeiern sind ja bis in die Gegenwart sehr aktuell. Man denke z.B. an die Apfelerntefeiern in den Obstgebieten oder ganz einfach an das Erntedankfest. Dieses findet im deutschen Raum in der Regel im Oktober statt.
Im Tal von Olympia waren zudem die wilden Olivenbäume weit verbreitet. Das Stadion lag eingebettet in einen Hain wilder silberglänzender Ölbäume. So schildern es die antiken Autoren einmütig. Da lag es nahe, dass die Ölbäume eine tragende Rolle spielten.
In Olympia war es das Amt der Hellandoniken, die Sieger mit dem Kranz des wilden Ölbaums auszuzeichnen. Erst in späterer Zeit erhielten die Gewinner unmittelbar nach Ende des Wettkampfs als allererste Auszeichnung eine Siegerbinde. Ihnen wurde auch noch ein Palmzweig überreicht.
Der Tempel des Zeus in Olympia war zudem berühmt durch die über 13 Meter hohe Riesenstatue des Zeus. Diese zählte zu den Sieben Weltwundern und wurde vom Bildhauer Pheidias geschaffen. Auch Zeus trug auf seinem Haupte – wie sollte es anders sein – einen Kranz aus Ölbaumzweigen. Jeder Grieche musste die berühmte Statue der Überlieferung nach einmal im Leben gesehen haben.
Gastbeitrag von Dirk Koch, Schriftsteller, Ingersleben im Dezember 2021